Mundgeruch - Wie man ihn vermeidet und was man dagegen tun kann

Von Franziska Grasegger, Dentalhygienikerin und Ernährungsberaterin (im Bild)

Halitosis (lat. Halitus: Hauch, Dunst) ist der Oberbegriff für Mundgeruch. Dabei handelt es sich um einen wahrnehmbaren Geruch bzw. unangenehm riechenden Atem, der vorwiegend in der Mundhöhle entsteht.

Meist sind es anaerobe Bakterien (Bakterien, die keinen Sauerstoff zum Leben brauchen), die sich in Schmutznischen, insbesondere in den Vertiefungen (Krypten) der Zunge, Mandeln (Tonsillen) und Zahnzwischenräumen ablagern und somit für den Mundgeruch verantwortlich sind. Für die Mikroorganismen, die den Mundgeruch verursachen, sind dies optimale Lebensbedingungen. Denn dort bietet sich ein Nährboden, in dem die Bakterien lange überleben können, wenn man sie nicht beseitigt.

Entstehung der Halitosis

Der sogenannte „normale Atem“ eines Menschen hat unter physiologischen Bedingungen einen süßlichen Charakter und ist kaum wahrnehmbar. Der tägliche Geruch schwankt in Abhängigkeit von der Tageszeit, des Speichelflusses und der Mundflora.

Für die Entstehung von Mundgeruch sind grundlegende metabolische Prozesse wie bakterielle Zersetzungsvorgänge ursächlich.

Abgeschilferte Epithelzellen, Eiweiße oder natürliche organische Ablagerungen werden aus dem Speichel oder Nahrungsresten und anderem organischen Material zersetzt. Dabei entstehen Gase und flüchtige Schwefelverbindungen - VSC (Volatile sulphur compounds), die für den unangenehmen Geruch ursächlich sind und schädigende Einflüsse auf das parodontale Gewebe haben.

Bestimmte Faktoren gelten als Hauptbestandteil des schlechten Geruchs und werden in drei Verbindungen unterteilt: Schwefelwasserstoff (H2S), Methylmercaptan (CH3SH) sowie Dimethylsulfid ([CH3]2S). Schwefelwasserstoffe sind meist auf Beläge auf der Zunge und schlechte Mundhygiene zurückzuführen, während Methylmercaptan vor allem bei entzündlichen Parodontopathien auftritt. Sie erhöhen die Durchlässigkeit (Permeabilität) der oralen Mukosa für z.B. Endotoxine, beschleunigen den Abbau und hemmen die Synthese von Proteinen und Kollagen. Zudem regen sie die Produktion von Sauerstoffradikalen durch Immunzellen wie polymorphkernige neutrophile Granulozyten an. Insbesondere bei parodontalen Taschen tritt Methylmercaptan am deutlich stärksten auf, während bei weniger triefen Taschen Schwefelwasserstoff vermehrt nachweisbar ist. Methylmercaptan nimmt Einfluss auf die Interleukin-1-Produktion, auf die Prostaglandin E2- (PGE2) und cAMP- (cyclisches Adenosinmonophosphat) Produktion menschlicher Gingivafibroblasten, auf Kollagenaseproduktion und auf Kathepsin B und G, sowie auf die Elastaseproduktion. Dadurch steht Methylmercaptan im Verdacht durch seine Interaktionen an der Gewebszerstörung bei Parodontitis beteiligt zu sein.

Studien weisen darauf hin, dass Mundgeruch eine weit verbreitete Krankheit ist, die bei der Weltbevölkerung um ca. 25% zunimmt. Zudem sind häufig ältere Menschen mehr davon betroffen als jüngere.

Verschiedene Arten von Halitosis

Es wird zwischen verschiedenen Arten von Halitosis unterschieden.

Echte Halitosis

Wird als deutlicher Mundgeruch wahrgenommen. Die Intensität ist deutlich über der sozial verträglichen Akzeptanz.

Physiologische Halitosis

Mundgeruch mit Ursprung aus der Mundhöhle. Meist ist hier der hintere (dorsale) Anteil des Zungenrückens verantwortlich. Aber auch bestimmte Nahrungs- und Genussmittel wie beispielsweise Knoblauch oder Alkohol können mitverantwortlich sein.

Pathologische Halitosis

Orale Ursache: Mundgeruch entsteht durch einen pathologischen Prozess innerhalb der Mundhöhle. Meist sind die Ursache auf den Zungenbelag, mangelnde Mundhygiene, Infektionen wie Stomatitis, Gingivitis, Parodontitis, Candidiasis, offene Wurzelkanäle, Karies etc. zurückzuführen.

Extraorale Ursache: Hier stammt der Mundgeruch aus dem Bereich der HNO (z.B. nasal, laryngeal), der Atmungsorgane, des oberen Verdauungstrakts oder aufgrund anderer Allgemeinerkrankungen wie beispielsweise Diabetes Mellitus, Leberzirrhose etc.) hervor.

Pseudohalitosis

Hier wird der Mundgeruch nur selbst vom Patienten wahrgenommen, jedoch ist dieser nicht messbar und wird auch von anderen nicht bemerkt.

Halitophobie

Der Patient klagt über Mundgeruch, welcher aber nicht verifiziert werden kann. Weder eine intensive Aufklärung noch eine Besprechung der Untersuchungsergebnisse können den Patienten davon überzeugen.

Nicht zu verwechseln ist die Halitosis mit dem Atem morgens frisch nach dem Aufstehen, dem sogenannten „Morning bad breath“. Der auf eine nächtliche herabgesetzte Speichelproduktion zurückzuführen ist.

Ursache der Halitosis

Der größte Risikofaktor für eine Halitosis führt auf eine mangelnde Mundhygiene zurück.

Durch bakterielle Zahnbeläge entstehen Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) und des Zahnhalteapparates (Parodontitis). Selten hingegen sind Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich.

Weitere Risikofaktoren sind fortgeschrittene Karies, Patienten mit einer kieferorthopädischen Apparatur, insuffiziente (defekte) Füllungen, Kronen und Brücken, ungepflegter Zahnersatz, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, Rauchen, Stress, Alkoholkonsum, Erkrankungen wie Hepatitis und Leukämie, bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Antidepressiva, Antihistaminika, sowie Arzneimittel gegen Parkinson, Mundatmung und geruchsintensive Nahrungsmittel wie Zwiebeln, Knoblauch etc.

Speichel

Der Speichel spielt eine sehr große und entscheidende Rolle für die Gesundhaltung der Mundhöhle. Er dient insbesondere zur Spülfunktion von Nahrung und Bakterien, erkennt den Geschmack, spaltet Verdauungsenzyme und dient zur Neutralisierung des pH-Wertes. Bei Menschen, die eine hohe Speichelfließrate im Mund aufweisen ist die Gefahr einer Halitosis deutlich geringer als bei Patienten mit einer geringen Speichelfließrate.

Sollte eine temporäre Mundtrockenheit vorliegen, kann der Speichel beispielsweise durch verschiedene Optionen angeregt werden. Hierbei hilft oftmals schon das Kauen von Kaugummis oder eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr.

Behandlung einer Halitosis

Die erste Anlaufstelle ist in diesem Fall die behandelnde:r Dentalhygieniker:in/Zahnarzt:in. Sie können erste Risikofaktoren erkennen.

Meistens hilft es schon im Zuge einer professionellen Zahnreinigung und/oder ggf. Parodontitisbehandlung, die geruchsbildenden Bakterien zu entfernen und Abhilfe zu schaffen. Nichtsdestotrotz sollte, in einem separaten Folgetermin, der Erfolg nochmals überprüft werden. Falls sich bis dahin die Maßnahmen nicht bewährt haben, ist ggf. ein Termin bei einem weiteren Facharzt notwendig.

Eine gute häusliche Mundhygiene ist sehr entscheidend. Beläge auf und zwischen den Zähnen sollten täglich mit einer Zahnbürste, Zwischenraumbürsten und Zahnseide entfernt werden.

Außerdem können antibakterielle Zahnpasten und Mundspüllösung unterstützend wirken. Spezielle Wirkstoffe wie beispielsweise Zinkverbindungen, CPC (Cetylperidinumchlorid) oder CHX (Chlorhexidin) können geruchsaktive Substanzen neutralisieren.

Zusätzlich sollte ein Zugenreiniger in die tägliche Routine miteingebracht werden. Empfehlenswert ist ein Zungenreiniger aus Kupfer. Kupfer wird schon sehr lange als effektives, bakterienresistentes Metall verwendet.

Somit können Keime wie Bakterien, Pilze und Viren deutlich reduziert werden. Des Weiteren sind Kupferionen in der Lage Schwefelverbindungen an sich zu binden und diese dadurch zu beseitigen.

Zusätzlich werden durch das Reinigen der Zungen die Geschmacksknospen freigelegt. Da die Zunge sehr viele davon beinhaltet und die Verdauung mit dem Geschmack beginnt, ist es wichtig, alle Giftstoffe zu entfernen die diese Funktion behindern könntet.

Noch ein Benefit ist, dass der Zungenreiniger aus Kupfer nicht rostet und sich nicht abnutzt. Bei guter Pflege hält er deshalb viele, viele Jahre.

Anwendung des Zungenreinigers

Es wird empfohlen die Zunge mindestens einmal täglich nach dem Zähneputzen mit einem Zungenreiniger zu reinigen. 

  1. Die Zunge so weit wie möglich herausstrecken.
  2. Den Zungenschaber am Ende der Zunge ansetzen.
  3. Nun wird, mit einem leichten, gleichbleibenden Druck, in Richtung Zungenspitze nach vorne „geschabt“.
  4. Der Vorgang wird nun mehrmals wiederholt, bis der gesamte weiße Zungenbelag entfernt wurde.
  5. Anschließend wird der Zungenschaber mit warmem Wasser gründlich abgespült und gründlich abgewaschen.

 

Wie sieht eine gesunde Zunge aus?

Die Zunge ist ein muskuläres Organ in der Mundhöhle welches gut durchblutet, mit vielen Nerven versorgt ist und für die Geschmackswahrnehmung, das Kauen und Schlucken, sowie das Sprechen von großer Bedeutung ist. An ihrer Wurzel ist die Zunge fest mit dem Mundboden verwachsen, ansonsten ist sie frei beweglich. Sie füllt die Mundhöhle bei geschlossenem Mund nahezu vollständig aus.

Auch die Schleimhaut ist ein wichtiges Merkmal der Zunge. Die Zungenschleimhaut ist mit verschiedenen Arten von Zungenpapillen bedeckt, welche als sensorische Rezeptoren für den Geschmack dienen. Diese Papillen sind sehr unterschiedlich aufgebaut. Im hinteren Bereich der Zunge finden wir die Wall- und Blattpapillen, während die Pilzpapillen und Fadenpapillen sich vorne, in der Nähe der Zungenspitze, befinden.

Eine gesunde Zunge ist blassrot, matt, ein bisschen feucht und gut beweglich. Der Zungenrücken ist gewölbt und sinkt in der Mitte zur Zungenrinne ein. Die Oberfläche weist keine Veränderungen in ihrer Struktur oder Färbung auf.

 

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